Blogtexte August/September 2012: Ideen und Gedanken über das Schreiben und über das, was dahinter steckt: das Leben


Kriegskinder unter dem Dach von Florence Nightingale

13.9.12 • TK nahm an einer Vortragsreihe zum Thema Kindheit im 2. Weltkrieg und Folgen im Alter teil

Über Florence Nightingale las ich das erste Mal im Englischunterricht, weiß nicht mehr in welchem Schuljahr. Sie ist eine Art Vorläuferin der Mutter Theresa, wie diese ein Symbol für die Aufopferung eines Menschen für das Wohlergehen anderer.

Insofern ist Florence Nightingale natürlich eine wunderbare Namenspatronin für ein Krankenhaus - im Düsseldorfer Ortsteil Kaiserswerth.

Und dorthin führte mich gestern Nachmittag der Weg, weil ich mehr oder weniger zufällig (na ja, was man so Zufall nennt) in der Kriegskindergruppe in Düsseldorf, an der ich seit Kurzem teilnehme, erfahren habe, dass dort zwei für unsere Thematik interessante Vorträge gebe:

 

• Prof. Dr. med. H. Radebold, Kassel: Kindheiten und Jugendzeiten im 2. Weltkrieg - wieder aufwachende Bedrohungen am Lebensende

 

• Dr. med B. von der Stein, Köln: Am Lebensende auftretende Manifestationen verdrängter Konflikte durch Vertreibung und Flucht

 

Ich will und kann hier keine Protokolle der Vorträge liefern, nur einige wenige Punkte aufführen, die bei mir besonderen Impact hatten.

Prof. Radebold führte aus, dass es sich bei den Kriegserlebnissen um z.T. schreckliche Einzelschicksale handele, die jedoch statistisch redundant seien. Die Thematik verschwand nach dem Krieg schnell aus der Öffentlichkeit, auch aus der Wissenschaft, auch aus der Psychologie und Psychotherapie. Bis etwa zum Jahre 2000.

Bis dahin war es nicht üblich, in Therapien Kriegtraumatata aufzuarbeiten.

Eine parallele Tabuisierung benannte Dr. von der Stein: Als Folge einer z.T. überzogenen lautstarken Artikulierung und Forderungen der Vertriebenenverbände sowie von Vergleichen des Leidens der Vertriebenen mit den Opfern des Holocausts war es jahrzehntelang inopportum, sich als Vertiebener zu benennen und als darunter Leidender. Man geriet dann leicht in die extrem rechte Ecke.

Dabei fällt mir ein, dass das Haus in Düsseldorf, in dem unsere Gruppe stattfindet, ursprünglich das "Haus der Landsmannschaften" war, auch in deren Trägerschaft. Das war dann in NRW aus Gründen einer schräg verstandenen political correctness nicht mehr möglich, das Haus wurde in Gerhard-Hauptmann-Haus umbenannt.

 

In den letzten Jahren hat sich das geändert. Heute nimmt man sehr wohl die Traumatisierungen aus Kriegs- und Nachkriegszeit, aus Flucht und Vertreibung in den Blick, forschend und helfend.

 

Dr. v.d. Stein sprach von der traumatischen Latenz dieser Vorgänge und ihr Aufbrechen im hohen Alter, speziell wenn es ans Sterben geht. Er hält es für wichtig, im Alter Themen zuende zu bringen, also sich um Klärung und Verstehen zu bemühen.

Die Vorträge waren speziell für medizinisches Pflegepersonal konzipiert, dem häufig das Wissen um die traumatisierenden Vorgänge fehlt, aber auch für uns themeninteressierte Laien sehr interessant und erhellend.


Folgenreiche Begegnung

10.9.2012 • Coach Bernd Friedlein schreibt starke Rezi

Wem das Bild irgendwie bekannt vorkommt, ist im Recht. Es ist die rechte Hälfte des Fotos im Blog vom 18.8., das in München im Garten des Café Arzmiller am Odeonsplatz aufgenommen wurde. Da haben wir links TK und rechts den Coach Bernd Friedlein aus Herrenberg, der ebenfalls in München war, um eine Veranstaltung im SHZ zu terminieren. Wir kannten uns vorher nicht, aber ich war sogleich beeindruckt von seiner frischen urmännlichen, persönlichen, angenehmen Art.

"Du, Till", sagte er beim Abschied, "dein Buch werde ich mir sofort besorgen."

Und ich dachte so für mich: Klasse. Der wird es bestimmt gut finden. Und wenn der dann noch eine Rezi schreiben würde, das wär toll.

 

Und so ist es gekommen. Gestern war er mit dem Buch durch und heute hat er seine Rezension bei Amazon und im Facebook eingestellt. Und von dort habe ich sie auch auf meine Rezensionenseite kopiert.

Ja, und ich habe mich nicht getäuscht. Das ist eine kraftvolle Rezension eines Mannes, der verstanden hat, worum es geht. Und der auch starke Worte findet, um dem Inhalt gerecht zu werden. Ich vermute mal, dass sie viele Menschen ansprpechen wird, die den Realitäten des Lebens auch in der Literatur ins Auge schauen wollen.

 


Fünfzig Grauschattierungen ohne Ende

1.9.12 • Hype erreicht die kleinen braven Buchläden

Nachdem ich mich am 4.Juli erstmals zu 50 Shades geäußert habe, ist nicht nur einiges Wasser die Flüsse hinunter gelaufen, sondern auch einiges Geld in die Kassen der Verlage und Buchhändler. Grad heute steht in unserer Zeitung ein Artikel mit der Überschrift "Bertelsmann im Bann der Erotik - Bucherfolg bringt Glanz in die Bilanz". Von März bis Juni wurden (weltweit) 30 Millionen Bände der Trilogie verkauft.

 

Da ist es nur verständlich, dass die Buchläden das Supergeschäft nicht allein Amazon überlassen wollen, sondern lieber mitverdienen. In Facebook haben diverse Buchläden begeistert die Ankunft des zweiten Bandes in deutsch gefeiert, zum Beispiel eine kleine brave Buchhandlung etwas westlich von hier. Da klickte ich auf Kommentieren und schrieb ein paar Worte über die negativen Bewertungen auf der Amerikanischen Amazon-Seite und fügte ein Scan eines Artikels von Allison Pearson im Daily Telegraph an ("Multi-tasking women yearn for Fifty Shades").

Als ich das abgeschickt hatte, kamen mir Bedenken, ob ich da nicht einen Copyright-Schnitzer gemacht habe, aber meine Sorge war unbegründet. Eine Viertelstunde später war mein Kommentar incl. Daily Telegraph Seite getilgt.  TK.

 

PS: Zu meinem Blog vom 4.Juli erreichte mich noch ein zweiter Kommentar, den ich dort eingefügt habe.


So ein Glück!

31.8.2012 • Doch wieder in die steilen Berge

Nachdem ich 2010 durch einen Bandscheibenvorfall und nachfolgender Wirbelsäulen-OP bleibende neurologische Schäden im rechten Bein erhalten hatte, dachte ich, dass mich die steilen hohen Berge in den Alpen nicht wieder sehen würden.

Aber wo war ich im August 2012? Im Karwendel und im Wettersteingebirge. Und ich wagte mich sogar wieder einmal - von der Kreuzeckbahn kommend - in die Schöngänge, bereit, an jeder Stelle umzukehren, wenn ich es als nicht schaffbar empfinden würde. Kurz vor dem Sattel am oberen Ende der Schöngänge dachte ich, dass es so weit wäre, aber nach zehn Minuten Verschnaufen schaffte ich den Rest auch.

Das Foto machte ich dann vom Alpspitznordwandsteig, durch den ich zur Alpspitzbahn hinüber ging, die mich wieder ins Tal brachte.

Ja, darüber bin ich glücklich und dankbar. TK.


Alles Käse?

28.8.12 • Was hat Tilsit mit Limburg oder dem Harz gemein?

Bei "Harz" oder "Limburg" denkt man vielleicht nicht sogleich an den danach benannten Käse, bei Tilsit schon. Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass dies das Erste, wenn nicht das Einzige ist, was Leuten zu Tilsit einfällt.

Der hier abgebildete Käse kann jedenfalls kein Tilsiter sein, der ist wesentlich feinporiger und wird auch nicht in runden Laiben hergestellt, sondern in kommissbrotartigen mit quadratischem Querschnitt.

Interessanterweise habe ich zu allen drei genannten Käseorten bzw. Regionen persönliche Bezüge: In Tilsit bin ich geboren, im Harz habe ich meine Jugend verbracht und im Limburg - war ich nie.

 

Und dennoch hat dieses Städtchen an der Lahn eine Bedeutung für mich. Dort fanden bis etwa 2002 alle zwei Jahre die Treffen der ehemaligen Stalingradkämpfer statt. Mein Vater konnte nicht dabei gewesen sein, der ist aus Stalingrad nicht zurückgekehrt.

Aber in meinem Roman "Ansichtskarten aus der Kälte" spielen diese Treffen eine gewisse Rolle.

Mein Protagonist Jonathan Ravensburger, dessen Vater ebenfalls in Stalingrad vermisst ist, trifft Zeitzeugen, die bei diesen Treffen waren. Und erfährt interessante und wesentliche Dinge.

Es gibt also Überschneidungen mit Jonathan Ravensburgers Biographie und meiner. Wie weit diese gehen, verrate ich nur im engsten Kreise.  AK.


Vatersuche im Roman

23.8.2012 • Kommt "Ansichtskarten aus der Kälte" bei Google?

Ich habe "Vatersuche im Roman" bei Google eingegeben um zu schauen, was dann passiert.

Bingo!

Auf Platz 22 kam bereits der Link zu dieser Seite mit dem Roman "Ansichtskarten aus der Kälte".

 

Aber natürlich habe ich mir auch andere Einträge angeschaut. Da wird zum Beispiel eine wissenschaftliche Arbeit gezeigt mit dem Titel: "Das Motiv der Vatersuche im zeitgenössischen Roman". Weitere Daten dazu gibts nicht, aber da kann "Ansichtskarten aus der Kälte" ohnehin nicht besprochen sein, denn die erschienen 2011, das genannte Werk zwei Jahre früher.

 

Auch in anderen gelisteten Werken wird "Vatersuche" kategorisiert, d.h. gegliedert, z.B. in erfolgreiche und nicht erfolgreiche Vatersuche. Hätte mich schon intersssiert, wie man Jonathan Ravensburgers späte Suche nach seinem Vater einordnet.

TK.

 

PS: An vierzigster Stelle kommt übrigens der Link zum Buchtrailer. Aber das können Sie schneller haben. Hier!


"Minikonferenz" bei Arzmiller in München

18.8.12 • Vorbereitungstreffen für Vorträge im Herbst

Frau Pirringer von der "Gruppe Kriegsenkel München" (links) hatte am 11. August zu einem kleinen Vorbereitungstreffen in den Cafégarten bei Arzmiller an der Theatinerkirche geladen. Neben ihr die Historikerin und Biographin Andrea Richter, dann TK und schließlich ganz rechts der Coach Bernd Friedlein. TK's etwas kritischer Blick täuscht. Es war ein sehr lebhaftes, spannendes und auch schönes Gespräch.

Was dabei herausgekommen ist, kann man unter Lesungen nachlesen.


Munich again

16.8.12 • Im Novemberg nach langer "Pause" wieder eine Lesung in München

Wie auch unter Lesungen vermerkt, wird TK am 11. November eine thematische Lesung mit dem Titel "Wenn Söhne nicht wissen wollen" halten.

Der Protagonist seines Romans "Ansichtskarten aus der Kälte" wollte fünf Jahrzehnte lang nicht wissen, wer sein Vater war. Er hatte ihn nicht gekannt, denn der war in Stalingrad umgekommen. Doch das ist auf einmal nicht mehr so sicher ....

 

Und es ist nicht TK's erste Lesung in München. Die erste ist allerdings schon ein paar Tage her: Am 19. März 1991 (!) las TK im KulturLADEN Westend in der Ligsalzstraße aus seinem Essayband "Weiblich männlich androgyn". Details sind hier nachzulesen. Interessanterweise liegen die beiden Veranstaltungsorte nur gut hundert Meter voneinander entfernt.

 

München ist nicht irgendein Lesungsort. Die allmonatliche Aufstellung der Lesungen, die in München stattfinden ist lang, sehr lang. Auf der Liste zu stehen zählt.