Robert Betz: So wird der Mann ein Mann

Wie Männer wieder Freude am Mann-Sein finden 280 S. HC + CD, Integral-Verlag, München

Für dieses Buch braucht man nun wirklich keine Werbung zu machen. Gibt man den Titel oder eine ähnliche Formulierung in einer Suchmaschine ein, wird einem Betz' Buch in -zig und -zig Rezensionen und online-Buchhandlungen angeboten. Macht nix, ich stelle es hier trotzdem vor, denn ich kam auf ganz andere Weise an das Buch:

Kürzlich suchte ich in meiner aktuellen Stadtbibliothek etwas planlos herum und stieß dabei auf ein frontal aufgestelltes Buch, eben dieses "So wird der Mann ein Mann" von Robert Betz.

Betz, Betz? Doch, der Name sagte mir was. Mehrfach hatte meine Frau Youtube-Videos von ihm auf dem Laptop laufen lassen und mich animiert, mit hinzuhören. Und er gefiel mir nicht, dieser Betz, wie er da mit atemberaubender Silbengeschwindigkeit eine Weisheit nach der anderen abspulte und ich gedanklich nicht mitkam. Und die mitgeschnittenen Lachsalven einer offenbar mehrheitlich weiblichen Zuhörerschaft machten es nicht besser.

 

Ich war also voreingenommen, als ich das Buch, auf dessen Cover mich der Betz mit seinem wissenden Blick fixierte, in die Hand nahm und irgendwo aufschlug. Und mich festlas. Zum Beispiel auf Seite 9:

"Der Mann, der versucht, es den Frauen oder seiner Frau recht zu machen und sich ihren Wünschen ud Erwartungen anzupassen, wird immer wieder scheitern." Oder auf Seite 27:

"Der Mann muss sich selbst wieder in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stellen dürfen und sich zum wichtigsten Menschen in seinem Leben erklären und auch so behandeln. Davon wird seine Partnerin in großem Maße profitieren. Etwas für sich zu tun bedeutet nicht, dass es gegen den anderen gerichtet ist, im Gegenteil."

Am Ende lieh ich das Buch aus und trug es heim.

 

Hören vs. lesen

Betz lesen ist etwas ganz anderes als Betz hören. Für mich jedenfalls. Lesen kann ich in meinem Tempo, kann innehalten, etwas unterstreichen oder herausschreiben, eine Passage noch einmal lesen  - bis es click macht.

Der Kernsatz, der bei mir größte Resonanz machte, war:

 

"Wenn der Mann den Weg zu einer liebenden, würdigenden, erfüllenden Beziehung zu einer Frau finden will, braucht er zunächst einen gesunden Abstand zu ihr, um sich selbst zu finden. Es wird dir guttun, dich innerlich ein Stück von deiner Frau zu lösen, um dich dir selber zuzuwenden, damit du ihr wirklich nahe sein kannst." (119/120)

 

So ganz neu war dass eigentlich nicht für mich, das hatte ich im Prinzip schon anderswo gelesen. Aber Betz bringt es in einer Form rüber, die mich erreicht, die eindringt.

In seine Vorträgen hat Betz eine überwiegend weibliche Klientel. Das hält ihn aber nicht davon ab, (nicht nur in diesem Buch) auf weibliche Eigenarten und Verhaltensweisen hinzuweisen, die einer friedlichen Beziehung und dem Wohlergehen des Mannes entgegen stehen. Zum Beispiel das ewige Genörgel und Herumkritisieren, das Plattmachen mit nicht endendem Wortschwall, das Männer in die Flucht schlägt: auf den Sportplatz, in den Keller oder in die Garage.

 

Wichtigster Punkt: Abstand

Aber dieses Buch richtet sich ja in erster Linie an Männer, weshalb er hier auch Frauen keinen Rat gibt, dies zu ändern, sondern den Männern, wie sie damit umgehen können und sollen. Erster Punkt: Abstand. Äußerlich und innerlich. Das gibt dem Mann Gelegenheit, darüber nachzudenken, warum er gerade diese Frau hat, die seine Knöpfe drückt, und zu welcher Entwicklung und zu welchem Wachstum ihn das bewegen will.

 

"So geraten Männer immer an die richtige Partnerin, eine, die wir jetzt benötigen, um vor allem etwas über uns selbst zu erfahren."

 

Ein anderer Punkt ist, das eigene Wohlbefinden und Wohlergehen in den Fokus zu nehmen, anstatt ständig zu versuchen, es der Frau recht zu machen.

Betz schreibt auch (nicht nur er natürlich!), wie wichtig es ist, mit den Eltern ins Reine zu kommen und kindliche Frustrationen zu verarbeiten, allein oder gegebenenfalls mit therapeutischer Hilfe. Erst wenn das geschehen ist, hat der Mann  die volle Power, eine Frau zu lieben ohne sich dabei selber fertig zu machen.

Die beiliegende CD habe ich immer noch nicht gehört. Aber das Buch hat mir viel gegeben. TK.

 

Robert Betz: So wird der Mann ein Mann - Wie Männer wieder Freude am Mannsein finden. Hardcover 280 S. + CD (Meditationen) Integral Verlag München. ISBN 978-3-7787-9218-6

 

In diesem Kontext auch interessant:

David Deida: Der Weg des wahren Mannes


Kommentare

Jens Brehl:

Das Buch war für mich ein Anlass, Robert Betz zu interviewen . Vorher hatte ich ein paar seiner Vorträge auf CD gehört, die mir auch persönlich weitergeholfen haben - so wie vielen anderen Menschen.

Nun möchte ich nicht behaupten, dass ich Betz persönlich kenne, doch ist mir aufgefallen, dass er in den Medien teilweise in Kritik geraten ist. So manch ein Journalist kann mit den Themen vielleicht wenig anfangen, andere fühlen sich gar an einen Guru und an eine Sekte erinnert. Ich persönlich mag keine solchen Massenevents und halte auch nicht viel von Personenkult (schließlich kommt es auf die Botschaften an und die Frage, ob sie sinnvoll für mich und mein Leben sind). Manch einer stört sich, dass Betz mit seinen Büchern, Seminaren & Co. jede Menge Geld verdient, aus meiner Sicht sei ihm das gegönnt.

Aber manche seiner Aussagen machen mich auch persönlich skeptisch, besonders wenn ein Mann mit Glatze sagt, jeder könne sich von allem heilen und es gäbe dadurch unter anderem keinen Haarausfall mehr.

Unter dem Strich möchte ich aber sagen, dass sich jeder Mensch die Botschaften aus Betz' Werken und Vorträgen herausziehen kann, die er persönlich braucht.
3.9.16


TK.:

Danke Jens für deinen Kommentar.  Ist schon klar, dass Betz eine schillernde Persönlichkeit ist. Aber - und da gebe ich dir völlig Recht - es geht darum, sich aus seinen Vorträgen und/oder Büchern das herauszuholen, was fürs eigene Wachstum (falls man das will) von Belang sein könnte. Und da gibt es wirklich viel zu holen.

Ach ja, das Thema Geld. Vor allem die ARD-Sendung vom 19. 11. 13 (Glückscoach oder Scharlatan?) zeigte geradezu peinliche Neidreaktionen auf das Geld, das Betz verdient.  Wenn man das aber mit dem Einkommen eines Zweiundzwanzigjährigen vergleicht, der nichts weiter kann als richtig gut Fußball zu spielen oder dem eines berühmten DJs (da fiel mir gerade kürzlich die Klappe runter), dann ist das doch moderat. Betz bietet zumindest einen greifbaren Mehrwert.

14.9.16