Herr, lass mich leben ...

Leben

Herr, lass mich leben nach meiner Phantasie!
Ich brauche ein wenig wilde Freiheit, ein wenig Taumel im Herzen
und diesen fremden Geschmack von unbekannten Blumen.
Für wen wären deine Berge
und dieser Wind von Schnee und von Quellen?
Die Schafe verstehen nichts.  Sie rupfen, sie rupfen alle und allzeit im selben Sinn
und käuen dann endlos wieder ihre geschmacklose Gewohnheit.
Ich, ich will springen inmitten deiner Schöpfungen, über deine Abgründe hinweg
und,  das Maul voll Kräuter ohne Namen
erschauern vor abenteuerlicher Freude auf dem Gipfel deiner Welt.


Carmen Bernos de Gasztold


Grenzbewusstsein und Selbstbewusstsein

Das Bewusstsein meiner eigenen Grenzen macht mich selbst-bewusst. Ich besitze sowohl die Voraussetzungen, gewinnträchtige Probleme und Aufgaben anzugehen und bis an die Grenze meiner Möglichkeiten diejenigen Risiken bewusst zu vermeiden, die Fähigkeiten jenseits meiner Grenzen erfordern würden, so dass ich von vornherein wüsste, dass ich dort nicht erfolgreich sein könnte. ... Grenzbgewusstsein ermöglicht Selbstvertrauen. Ich vertraue auf meinen Instinkt, meinen guten Geschmack, meine Gefühle (Hunger, Durst, Sympathie, sexuelle Erregung, ein Gutes Gefühl dabei) und meine Fähigkeiten.

Stefan Lermer: Krebs und Psyche S. 131


Leben nach der Lebensmitte

Ich möchte, dass es als ein ... Prinzip anerkannt wird, dass der Mensch nach vierzig zwar ein von seinem bisherigen Leben verschiedenes ... Leben führt, dass aber dieses Leben ein volles, auf nichts verzichtendes Leben ist, das durch die Hinzunahme neuer Verantwortungen und neuer Kräfte neue Möglichkeiten und neue Erfüllungen erwarten läasst.

Walter von Hollander "Der Mensch über vierzig" (Ullstein Taschenbuch 170)

 

Kommentar: W. von Hollander schrieb dieses Buch schon vor dem Kriege. Es hat heute noch höchste Aktualität, wenn man statt "nach vierzig" eher "nach fünfzig" oder gar "nach sechzig" einsetzen würde. TK.