TK's Kommentar zu Manuela Komoreks Blogtext über offene Beziehung

Es ist sehr erfreulich, dass du das Thema Offene Beziehung als Fragestellung behandelst. Denn im Grunde ist das Thema ein Bündel von Fragen:

 

Will ich das?

 

Kann ich das?

 

Darf ich das?

 

Darf mein Partner das?

 

Kann das überhaupt funktionieren?

 

Geht auch ein bisschen offen?

 

Kann das nicht außer Kontrolle geraten?

 

 

 

Bei manchen Menschen mag noch die Frage hinzukommen, ob und wie das familiäre und gesellschaftliche Umfeld das bewerten würde. Das möchte ich hier aber mal beiseite lassen.

 

 

Monogamie ist eine Entscheidung“ heißt eine Zwischenüberschrift. Das steht mir da ein wenig zu monumental, definitive Wahrheit sein wollend. Ist es nicht eher so, dass Monogamie in den meisten Fällen einfach so stattfindet? Weil man es nicht anders kennt. Weil es keine Gelegenheiten zu was anderem gibt. Weil man sich nicht traut.

 

 

 

Bedarf es nicht eher umgekehrt einer Entscheidung, eine offene Beziehung zu führen? Und die soll oder muss dann, wie du schreibst eine gemeinsame Entscheidung der Partner sein. Das ist soweit sicher richtig, aber dass sie hier „nicht unterschiedlicher Meinung bleiben“ können, möchte ich infrage stellen. Ich vermute eher, dass die Einigkeit da häufig nur partiell ist, also einer möchte es unbedingt, der andere stimmt nolens volens zu. Das ist ja schon bei bestimmten Bereichen innerhalb der Erotik eines monogamen Paares so.

 

 

 

Wo ich immer ein wenig im Dissenz bin ist, wenn in Aussagen zu diesem Thema die Begriffe Offene Beziehung und Polyamore Beziehung als synonym also als ein und dasselbe behandelt werden. Das sind aber zwei unterschiedliche Dinge. Wenn ich mal von mir selbst ausgehen darf: Ich bin seit zwanzig Jahren in einer von Anfang an offenen Beziehung. Sie ist jedoch nicht polyamor und war es zu keiner Zeit.

 

Wenn jemand ein „offenes Haus“ hat, bedeutet das ja auch nicht, dass es stets voller fremder Menschen ist, sondern dass Gäste gern gesehen sind.

 

 

 

Sehr interessant fand ich deinen Satz: „Vielleicht erfüllen wir mit der größeren Freiheit aber auch einen heimlichen Wunsch z.B. unserer Mutter, die ein starkes Bedürfnis nach mehr Freiheit hatte, es aber nie ausleben konnte.“ Das war für mich wie ein Gongschlag! Himmel, ja, das ist es. Das erklärt vieles. Sowohl bei meiner Mutter (die schon lange tot ist) als auch bei mir.

 

 

 

Das erklärt wohl, dass ich eine offene Beziehung stets angestrebt habe (aber in meiner ersten Ehe nicht realisieren konnte). Bei meiner jetzigen Frau ist es anders. Sie hat das nie angestrebt, für sie ist das einfach natürlich.

 

Manuela, ich danke dir für diesen Text, der vermutlich und hoffentlich nicht nur für mich aufschlussreich ist, sondern für viele, die in diesem Thema unterwegs sind. TK.